Gerüstbauer/in
Allgemeine Beschreibung
Wie viele Handwerksberufe leidet auch das Gerüstbauhandwerk unter Nachwuchssorgen. Die Baubranche boomt, die Nachfrage nach qualifizierten Gesellen ist groß, aber: Es fehlt der Nachwuchs, es fehlen die Auszubildenden.
Die Bundesinnung für das Gerüstbauhandwerk hat gemeinsam mit der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main eine Ausbildungsinitiative gestartet, um den Beruf des Gerüstbauers einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und so vielleicht den einen oder den anderen geeigneten Bewerber für eine Ausbildung zu begeistern und gewinnen zu können.
Gerüstbauer und Gerüstbauerinnen arbeiten in Gerüstbaufirmen auf der Baustelle (innen oder außerhalb von Gebäuden) oder in der Industrie und erstellen die in „Tätigkeitsschwerpunkte“ beschriebenen Gerüste.
Tätigkeitsschwerpunkte sind:
- Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht,
- Aufbau und Organisation des Ausbildungsbetriebes,
- Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit,
- Umweltschutz,
- Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen, Beschaffen und Auswerten von Informationen, Arbeiten im Team,
- Anfertigen und Anwenden von technischen Unterlagen,
- Einrichten, Sichern und Räumen von Baustellen,
- Bearbeiten von Werkstoffen,
- Handhaben und Instandhalten von Werkzeugen, Geräten, Maschinen und technischen Einrichtungen,
- Durchführen von Vermessungsarbeiten,
- Warten, Lagern und Transportieren von Gerüstbauteilen,
- Beurteilen von Traggründen und Herstellen der Tragfähigkeit,
- Verankern von Gerüsten,
- Bauen von längen- und flächenorientierten Arbeits- und Schutzgerüsten,
- Bauen von Traggerüsten mit Unterkonstruktion einschließlich der Grundschalung,
- Arbeitsplattformen, Arbeitsbühnen und Aufzüge,
- Bauen von Hängegerüsten,
- Bauen von Wetterschutzhallen und Einhausungen,
- Bauen von Gerüsten für besondere Anforderungen,
- qualitätssichernde Maßnahmen und Berichtswesen.
Organisation des Berufsschulunterrichts
Die Gerüstbauer/innen haben einen Anteil an der Gesamtschülerzahl der Beruflichen Schule Groß-Gerau von ca. 10%. Diese kommen aus der ganzen Bundesrepublik Deutschland gemäß KMK-Konferenz zu uns nach GG zum Berufsschulunterricht. Jede Klassenstufe hat ist im Jahr zwischen 12 und 13 Wochen bei uns.
Es gibt 3 Gerüstbau-Standorte (GG mit Frankfurt, Dortmund, Berlin Bernau), wo die Gerüstbauausbildung stattfindet. In allen 3 Standorten wird der gleiche Unterrichtsstoff vermittelt und am gleichen Tag die Prüfungen abgehalten.
Auch wenn die Betriebe nicht regional vertreten sind, besteht ein regelmäßiger Austausch zwischen der Schule.
Für alle Schüler des Gerüstbaus haben wir 3 Fachbücher und ergänzend dazu Lernhefte erstellt, die als Grundlage des Unterrichts verwendet werden. Diese und alle anderen Unterrichtsmaterialien wie z. B. TR, Lineale, Bleistifte, Geo-Dreieck, Papier …) wird allen Schülern zur Verfügung gestellt. Unterstützt werden wir finanziell und tatkräftig durch die Sozialkasse des Gerüstbaugewerbes mit dem Vorstand Herrn Dr. Häusele und seinen Mitarbeitern.
Auch übernimmt die SOKA die kompletten Fahrkosten der Schüler und deren Unterbringungs- und Verpflegungskosten während der Ülu- und Berufsschulzeit. Ohne diese Förderung wäre eine solche qualifizierte Ausbildung nicht möglich.
Der Unterricht findet im Blockunterricht statt. In diesen Wochen werden die Schüler nach dem gültigen Rahmenlehrplan vom 14.04.2000 (Beschluss der Kultusministerkonferenz) täglich 8 Stunden und freitags 4 Stunden, aufgrund der langen Heimfahrten, unterrichtet. Neben der Fachtheorie werden die Fächer Deutsch, Wirtschafts- und Sozialkunde, Ethik und Stütz- und Förderunterricht erteilt.
Lernfelder | Zeitrichtwerte in Unterrichtsstunden | |||
Nr. | Titel | 1. Jahr | 2. Jahr | 3. Jahr |
1 | Einrichten einer Baustelle | 40 | ||
2 | Einrüsten eines Wohnhauses | 80 | ||
3 | Einrüsten eines Mehrfamilienhauses | 100 | ||
4 | Bauen eines Reklamegerüstturmes | 40 | ||
5 | Einrüsten eines Umspannwerkes | 20 | ||
6 | Einrüsten einer Werkhalle | 60 | ||
7 | Herstellen eines Traggerüstes | 60 | ||
8 | Einrüsten einer Hallendecke | 40 | ||
9 | Bauen eines Hängegerüstes | 40 | ||
10 | Einrüsten eines Turmes | 40 | ||
11 | Bauen einer Tribüne | 40 | ||
12 | Bauen einer Wetterschutzhalle | 20 | ||
13 | Herstellen eines Lehrgerüstes | 80 | ||
14 | Einrüsten eines gegliederten Bauwerks | 60 | ||
15 | Einrüsten eines Fachwerkhauses | 40 | ||
16 | Bauen einer Fußgängerbehelfsbrücke | 80 | ||
Summe (insgesamt 840) | 280 | 280 | 280 |
Digitalisierung im Gerüstbau
Die Digitalisierung hat auch im Gerüstbau Einzug gehalten. Dies wird durch die Anwendung von verschiedener Software unterstützt. Neben der durchgeführten Online-Beschulung trägt der Bereich Gerüstbau zum Trend dieser Entwicklung Rechnung.
Überbetriebliche Ausbildung
Zur schulischen und betrieblichen Ausbildung kommen im Handwerk noch die überbetrieb-lichen Lehrlingsunterweisungen (ÜLU) im Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) Weiterstadt.
Prüfungsanforderungen
Für die Teilnahme an der Gesellenprüfung muss u.a. eine Zwischenprüfung sowohl in der Theorie als auch in der Praxis absolviert sein.
- Zwischenprüfung am Ende des 2. Lehrjahres
- Gesellenprüfung am Ende des 3. Lehrjahres
Die Gesellenprüfung (GP) findet i. d. R. zeitlich versetzt statt, beginnend mit der Theorieprüfung im vorletzten Unterrichtsblock im 3. Ausbildungsjahr. Die praktische Gesellenprüfung findet zeitversetzt im BTZ Weiterstadt in der letzten Schulwoche statt. Die Gesellenprüfung ist wie folgt aufgebaut.
Theoretische Gesellenprüfung | ||
| Gewichtung | Zeitvorgabe |
Politik (Wirtschafts- und Sozialkunde) | 20% | 30 min |
Teil 1 (Arbeits-, Schutz- und Traggerüste) | 40% | 135 min |
Teil 2 (Sonderkonstruktionen und bewegliche Arbeitsplattformen) | 40% | 135 min |
Praktische Prüfung
Der Prüfling soll im praktischen Teil der Prüfung in insgesamt höchstens neun Stunden zwei praktische Aufgaben ausführen. Dabei soll der Prüfling zeigen, dass er den Arbeitsablauf selbständig planen, Arbeitszusammenhänge erkennen, das Arbeitsergebnis kontrollieren und dokumentieren sowie Maßnahmen zur Sicherheit und zum Gesundheitsschutz bei der Arbeit sowie zum Umweltschutz ergreifen kann. Für die praktischen Aufgaben kommen insbesondere in Betracht:
- Einrüsten eines Bauwerks oder Bauwerkteiles einschließlich Abbauen des Gerüstes und Lagern der Gerüstbauteile oder Inbetriebnahme eines Lastenaufzuges einschließlich Funktions- und Sicherheitsprüfung
- Auf- und Abbauen einer Gerüstbausonderkonstruktion oder Auf- und Abbauen eines Traggerüstes aus Rüststützen und Rüstbindern
Ansprechpartner
Herr Christoph Krekel (Bereichsleiter Berufsschule Technik)
Herr Klaus Waidhas (Fachbereichskoordination Gerüstbau)
Weitere Informationen
Link zur Soka
Link zum Btz-Weiterstadt
https://www.hwk-rhein-main.de/de/weiterbildung/bildungsstandorte#section-416
Link zur Bundesinnung Gerüstbau
https://www.geruestbauhandwerk.de/aus-und-fortbildung/ausbildung
- RLP_Gerustbauer.pdfRahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Gerüstbauer/Gerüstbauerin vom 14.04.200088 KB
- VO_Geruestbauer_2000.pdfVerordnung über die Berufsausbildung zum Gerüstbauer/zur Gerüstbauerin vom 26. Mai 200072 KB