15 Schüler und vier Lehrer lernen bei zweiwöchiger Reise das Reich der Mitte kennen

Essen mit Stäbchen gehört dazu: Schülerinnen der Beruflichen Schulen bereiten sich auf ihren China-Aufenthalt vor. Wolfgang Siegel (Zweiter von links) und Gao Changlu leiten Hannah Schäffer (links) und Janine Dörr an. Foto: Deltlef Volk

GROSS-GERAU - Am Karfreitag bestiegen 15 erwartungsfrohe Schüler der Beruflichen Schulen (BSGG) und vier Lehrer den Flieger nach Shanghai, um zwei Wochen im Reich der Mitte zu verbringen: Seit sechs Jahren besteht die Partnerschaft mit einer Schule in Xiamen.

Der Austausch von Lehrern und Schülern der Beruflichen Schulen (BSGG) mit Freunden in Xiamen ist rege. So kam es, dass jetzt erneut eine Gruppe der BSGG mit dem Flieger nach China startete: „Auf nach Xiamen“, verbreitete Martin Gonnermann, Leiter der BSGG, vor wenigen Tagen Vorfreude.

Ein chinesisches Gastmahl, bei dem nach differenzierter Essenszubereitung die Esskultur mit Stäbchen im Fokus stand, stimmte auf die zweiwöchige Reise ein. Im Gästehaus der Landesstelle für Technologiefortbildung, die den BSGG angegliedert ist, standen chinesische Lehrer, die sich derzeit dort aufhalten, für die deutschen Schüler und Lehrer am Herd, um sie auf den Geschmack ihrer Küche einzustimmen. Teigtaschen mit Lammfleisch, Chinakohl, Möhrengemüse: All dies und noch viel mehr wurde fein zubereitet. Fingerakrobatik mit Stäbchen erforderte dann bei der Mahlzeit volle Konzentration, bevor jeweils ein Bissen in den Mund gelangte.

Marion Glaser-Klutmann, Schulkoordinatorin für internationale Kontakte, ist im Gebrauch der Stäbchen schon geübt: „Das untere Stäbchen liegt fest zwischen Daumen und Mittelfinger, das obere wird scherenartig bewegt“, beschreibt sie die Handhabung. Die chinesischen Lehrer schauten schmunzelnd zu. „In China bleiben die Gabeln in der Schublade“, ordnete Marion Glaser-Klutmann heiter an, als eine Zucchinischeibe, die Schülerin Alisa (17) eben zum Mund führen wollte, erneut zurück auf den Teller fiel. Tapfer nahm die junge Frau das Gemüse nochmals auf.

Wolfgang Siegel, Abteilungsleiter der Landesstelle Technologiefortbildung, erklärte, dass man vor dem Mahl die Handhabung der Stäbchen an Zuckerstücken geübt habe: „Die Trockenübung war angesichts der quadratisch festen Würfel einfacher“, sagte er lachend. Unverdrossen arbeiteten sich Lehrer und Schüler fingerakrobatisch zum Genuss vor – Happen für Happen.

Gemäß chinesischer Tradition würden Kochen und Essen mit Ruhe und Liebe zelebriert, Hast bleibe außen vor, so die chinesischen Lehrer, deren Worte Dolmetscherin Xu Dan ins Deutsche übersetzte. Während der Teezeremonie nach dem Essen berichteten die Fachoberschüler und Gymnasiasten, dass sie in E-Mail-Austausch mit ihren chinesischen Gastfamilien stünden. Das Angebot der BSGG, das jeder Schüler mit rund 1500 Euro selbst finanziert, sei eine einmalige Chance, Kultur und Menschen hautnah kennenzulernen, meinten Laura und Alicia (beide 16). „Es ist ja die andere Seite der Welt. Spuren der Geschichte vom Kaiserreich zur Wirtschaftsmacht zu erleben – das wird sicher eindrucksvoll.“

Martin Gonnermann betonte: „Die chinesische Gastfreundschaft haben wir während der vergangenen vier Jahre sehr beeindruckend erlebt. Unser Aufenthalt umfasst nicht nur Xiamen, sondern auch Shanghai und erstmals die Hafenstadt Qingdao.“ Gonnermann hat sich zum China-Kenner gemausert, freute sich unverhohlen auf die neuerliche Reise. Er lobte die Kostproben chinesischer Küche sowie die Teezeremonie dieses Abends, bevor dann Schüler und Lehrer auch die letzten Bissen der süßen Reisspeise beim Dessert mit vorsichtiger Balance der Essstäbchen zum Mund führten.

Groß-Gerauer Echo, 29.03.2016, Charlotte Martin

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