„Eigentlich wäre ich jetzt im Schwimmbad. Aber wenn mein Bruder Abi feiert, bin ich natürlich dabei“, sagte Laura (15), die „kleine“, Schwester von Patrick Friedl, heiter. Am schwülwarmen Freitagabend warteten viele Familien mit den 83 Abiturienten der Beruflichen Schulen (BSGG) bei einem Glas Sekt vorm Volkshaus der Nachbarkommune Büttelborn auf den Start ihrer Abiturfeier.
Stolze Väter und Mütter stellten sich mit den Abiturienten zum Erinnerungsfoto auf, wobei die Schulabsolventen, die ihre Alltagskleidung gegen elegante Robe getauscht hatten, auch in den Augen der Eltern „plötzlich richtig erwachsen“ wirkten.
„Ziehen Sie los, probieren Sie aus, was Sie im Herzen tatsächlich begeistert“, rief ihnen kurz darauf BSGG-Stufenleiterin Sabine Kämpf von der Saalbühne zu. Die erste wichtige Station im Leben – „ob mit Note eins oder einfach nur geschafft“ – sei vollbracht, so die Lehrerin.
Großes Lob für Lehrerin Sabine Kämpf
Sabine Kämpf vor allem war es, die von den Schülern in Gesprächen vorm Volkshaus großes Lob für ihre „motivierende, unterstützende Art“ bekam. „Frau Kämpf war wirklich klasse, hat keinen hängen lassen, auch wenn es schien, als sei mal eine Klausur danebengegangen“, so die Abiturienten.
Patrick Friedl, der einräumte, selbst nicht zu jenen acht Absolventen zu gehören, die mit Gesamtnote eins vorm Komma abgeschlossen hatten, freute sich mit all den anderen, das Abi in der Tasche zu haben.
„Wir waren ein wirklich guter Jahrgang, sowohl was den Zusammenhalt als auch was den Notendurchschnitt betrifft“, sagte er. Friedl gehörte zu der engagierten Gruppe jener, die die Abiturfeier organisiert hatten.
„Die Feier liegt maßgeblich in Schülerhand, wobei wir uns mit Sabine Kämpf und Lehrerin Birgit Heckwolf mehrfach zu Absprachen trafen“, berichtete Patrick Friedl. Karsten Zielonkowski und Meik
Marscholl – übrigens der Abiturient mit der besten Gesamtnote 1,3 – gehörten ebenfalls zum Team. Dass sie sich trotz der Prüfungen Zeit genommen hatten, einen stilvollen Abend – moderiert von den Schülerinnen Wajahet Bhatti und Maida Trncic – vorzubereiten, wurde mit Applaus bedacht. Es beeindruckten Meik Marscholl und Ann-Kathrin Zimmermann im musikalischen Duett sowie der serbische Verein „Dunav“ aus Rüsselsheim mit Folklore. Heiterkeit gab’s beim Schüler-Lehrer-Quiz sowie kuriosen Auszeichnungen von Schülern an Schüler – etwa für die unverzichtbare Rolle des Klassenclowns. Krönender Abschluss war ein Feuerwerk.
Bevor aber das verlockende Büfett eröffnet wurde, galt es zuzuhören: Nach ihrem zeremoniellen Einmarsch hatten Abiturienten und Familien im Saal Platz genommen, fächelten sich Kühlung zu. Martin Gonnermann, Leiter der BSGG, betonte, die Abiturienten seien freilich nur ein Teil der Beruflichen Schulen mit seinen vielen Fachgebieten und Ausbildungsangeboten, doch seien sie „ein bedeutender Teil“. Er gratulierte allen, blickte sodann auf Europa, auf die Integrationsaufgaben, die zu leisten seien sowie auch auf den „Brexit“, der just bekanntgeworden war. Gonnermann beschwor die Jugend, bei Entscheidungen stets abzuwägen und „Sachlichkeit walten zu lassen“, wünschte Mut und Gestaltungskraft für die Zukunft.
„Aus Wissen wird Bildung, wenn ihr vergesst, was ihr wisst, wenn Wissen Teil eurer Persönlichkeit ist“, unterstrich er und dankte auch den Eltern für die Unterstützung ihrer Kinder: „Die Früchte am Baum sieht man, aber der Baum muss Wurzeln haben, aus denen er Kraft zieht.“ Landrat Thomas Will (SPD) hatte das Sakko abgelegt, betrat die Bühne mit gewohnt sportlichem Hüpfer. Er gratulierte allen, sagte: „Auf das Fundament eurer Reifeprüfung könnt ihr aufbauen.“ Und mahnte: „Bildung ist mehr als Auswendiglernen, meint auch soziale Verantwortung.“ Und dann gab’s die heiß ersehnten Zeugnisse: Belobigt wurden die Jahrgangs besten mit Note eins vorm Komma – Daniel Hanke, Nico- las Kepper, Torben Maul, Christoph Anthes, Clara Antoci, Meik Marscholl, Charlotte Kreim und Maida Trncic.
Groß-Gerauer Echo, 27.06.2016, Charlotte Martin