Im Sommer 2019 hatte ich die Möglichkeit an der Deutschen Schülerakademie in Waldenburg (Sachsen) teilzunehmen und prägende Erfahrungen zu sammeln. Um zu verstehen, weshalb es sich hierbei um ein so einmaliges Erlebnis handelt, werde ich im folgenden Bericht einen kurzen Überblick über meine Teilnahme geben.
Zu Beginn einige Informationen über die Deutsche Schülerakademie: Die Deutsche Schülerakademie gilt als die bedeutendste Begabtenfördereinrichtung des Bundes, die es besonders begabten, leistungsfähigen und motivierten Schülern ermöglicht, 16 Tage lang mit gleichaltrigen und ähnlich befähigten Schülern zu arbeiten und ihre Zeit zu verbringen. Dabei wird die Akademie von der Stiftung für Bildung & Begabung organisiert und finanziert.
Während der Akademie besucht jeder Teilnehmer einen etwa 50stündigen Kurs in einer Gruppe von 16 Personen und erarbeitet dort unter der Leitung von zwei Kursleitern bestimmte Sachverhalte. Auf universitärem Niveau werden Themen aus den Natur-, Geistes- oder Gesellschaftswissenschaften, aus der Wirtschaft, Fremdsprachen, Musik, Medizin, u. a. behandelt. Ich besuchte den Kurs „Silicon Brains – Wie Neuronen die Computer von morgen gestalten“ und beschäftigte mich mit der Frage, wie es möglich sei, einen Computer nach dem Vorbild des Gehirns zu entwickeln. Dabei behandelten wir einerseits die Verwendung von Künstlichen Neuronalen Netzen (KNN), die im Vergleich zu herkömmlichen Rechnern eine enorme Rechenleistung hervorbringen und vor allem für maschinelles Lernen und Mustererkennungen hervorragend geeignet sind. Außerdem wurde die aktuelle Umsetzung durch Neuromorphe Chips besprochen, die einzelne Neuronen darstellen und dabei bereits die Rechenleistung eines Rattengehirns simulierten.
Jeder Teilnehmer hat die Möglichkeit, außerhalb seiner Kurszeit an sogenannten Kursübergreifenden Aktivitäten, kurz KüAs, teilzunehmen. Die Idee besteht darin, dass sowohl Kursleiter als auch Teilnehmer die Akademie durch selbstgewählte Projekte nach eigenen Vorstellungen gestalten können. Dabei beschäftigt man sich mit verschiedenen Sportarten, Sprachenlernen und kreativem Werken, Vorträgen und Diskussionsrunden. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in der Akademie eine hohe Stellung einnahm, war die Musik. So wurde durch die akademieinterne Musikerin und Dirigentin ein Chor, eine Band, ein Orchester und ein Vokalensemble auf die Beine gestellt.
Neben der täglichen Kursarbeit und den oben beschriebenen KüAs gab es zusätzlich einige sehr interessante Veranstaltungen. Dazu gehörte die Sportolympiade, bei der die einzelnen Kurse in Disziplinen gegeneinander antraten und möglichst viele Punkte sammelten, um am Ende zu gewinnen, wobei selbstverständlich der Spaß im Vordergrund stand. An einem Tag wurden Exkursionen veranstaltet, die eine Abwechslung in den Akademiealltag brachten und kursübergreifende Kontakte förderten. Dabei konnte jeder Teilnehmer zwischen den möglichen Zielen Dresden oder Zwickau oder einer Wander- bzw. Kanutour entscheiden. Während der Akademiezeit gab es zwei Konzerte. Das Erste war intern und nur für Teilnehmer der Akademie selbst zugänglich und diente gleichzeitig zur Probe für das zweite deutlich wichtigere Konzert in der Kirche in Waldenburg, bei dem Bewohner des Ortes, Freunde und Verwandte eingeladen waren, die musikalischen Beiträge zu genießen.
Die Atmosphäre, die auf der Akademie herrschte, ist schwer zu beschreiben und lässt sich nur dann vollständig verstehen, wenn man selbst dabei gewesen ist. So überwog anfangs ein Gefühl der Ungewissheit im Zusammenspiel mit Neugier und der Lust, Neues zu erleben. Man befand sich an einem unbekannten Ort, mit unbekannten Menschen und wusste nicht, was einen erwartete. Zudem hatte man die Befürchtung, man würde an eine besonders schwere Schule kommen, bei der man beweisen müsste, was man kann und sich gegenüber anderen Teilnehmern durchsetzen, um die Akademie erfolgreich zu bestehen. All diese Sorgen und Zweifel verflogen jedoch innerhalb kürzester Zeit, denn man merkte schnell, dass sich andere Teilnehmer in genau derselben Situation befanden. So entwickelte sich bereits am ersten Tag eine angenehme und respektvolle Atmosphäre, mit größter Hilfsbereitschaft und Engagement. In der weiteren Akademiezeit begegnete man täglich neuen Teilnehmern und festigte die bereits bestehenden Beziehungen. So schafften neben der Kursarbeit auch die gemeinsamen Mahlzeiten und weitere Aktivitäten, wie zum Beispiel Sport zu treiben, eine gute Grundlage, um miteinander ins Gespräch zu kommen und sich kennenzulernen. Wie zu erwarten, rückte das Ende der Akademie immer näher und die ersten Planungen für ein späteres Wiedersehen begannen. In der Nacht vor dem Abreisetag wurden die letzten nächtlichen Gespräche geführt, die von Müdigkeit und einer gewissen Traurigkeit umhüllt waren, die sich über den nächsten Morgen erstreckte und sich dabei mit einer Vorfreunde auf Zuhause vermischte.
Die Teilnahme an der Deutschen Schülerakademie 2019 in Waldenburg war ein beispielloses Erlebnis, von dem ich in verschiedenen Bereichen viel lernen konnte. Zum einen wurde mir das fachliche Verständnis in Bezug auf den Lerngegenstand und die Einführung in wissenschaftliches Arbeiten und Präsentationstechniken innerhalb des Kurses vermittelt. Weiterhin bot die Akademie eine ideale Möglichkeit, Menschen aus der gesamten Bundesrepublik und darüber hinaus kennenzulernen, mit ihnen Kontakte zu knüpfen und gute Freundschaften zu schließen. So wurde man Teil einer wunderbaren Gemeinschaft, die noch weit über die Akademiezeit hinaus bestehen wird. Letztendlich hatte ich die Möglichkeit, mich in einer wundervollen Umgebung selbst neu zu erleben, neue Erfahrungen zu sammeln und meine Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
Benjamin Seeger aus der 13BGTI