Dritter Helfereinsatz im Ahrtal
Zum dritten Mal waren Schüler der Beruflichen Schulen Groß-Gerau für drei Tage zum Helfen im Ahrtal, wo am 14. Juli 2021 eine Hochwasser-Katastrophe das Leben von vielen Menschen veränderte. Die Auswirkungen auf die Infrastruktur und den Außenfassaden der Häuser ist in den größeren Ortschaften (Bad Neuenahr, Ahrweiler) mittlerweile zum Großteil behoben. Ist ja wieder alles in Ordnung, denkt der Tourist! Das äußere Bild gaukelt dem Besucher allerdings nur eine heile Welt vor. Ein Großteil der Gebäude ist im Wohnbereich noch Baustelle. Behelfstüren, kein Putz auf den Wänden, kein fertiger Bodenbelag, behelfsmäßig verlegte Elektroinstallation, zusammengesuchte oder gespendete Einrichtungsgegenstände. Wohnen ist meist nur in den oberen Stockwerken möglich, da die unteren Räume noch nicht renoviert sind.
Wenn man weiter die Ahr entlang hinauf Richtung Eifel fährt, sind die Auswirkungen der Katastrophe noch an jedem Haus, an der Infrastruktur und der Landschaft unübersehbar.
Die Gründe, warum der Aufbau so schleppend vorangeht, sind sehr vielschichtig. Damit die Menschen nicht vergessen werden, will ich hier einige mal aufzeigen:
Die Besitzer hatten oft keine Versicherung abgeschlossen. Doch streiten sich auch Eigentümer, die gegen Hochwasser versichert waren, mit Versicherungen, da es sich nach deren Meinung um eine Sturmflut handelte, für die keine Absicherung vorlag.
Nach nunmehr zwei Jahren wurden noch immer keine Hilfsgelder von Land und Bund ausgezahlt. Die Antragsstellung ist überdies sehr aufwendig und für manche ohne Hilfe nicht zu schaffen.
Und selbst wenn die Finanzierbarkeit gegeben sein sollte, das größte Problem ist auch, dass Hauseigentümer keine Handwerker finden, um dringend erforderliche Renovierungen am Haus vorzunehmen. Und auch die Selbsthilfe ist schwer bis kaum möglich: Viele Menschen haben ihre Arbeit verloren, da ihr Arbeitgeber selbst alles verloren hat. Sie müssen weitere Wege in Kauf nehmen und haben so mehr Kosten und weniger Zeit, um am zerstörten Haus selbst Renovierungsmaßnahmen zu übernehmen oder diese koordinieren zu können. Es gibt immer noch Ortschaften, in denen Gebäude noch gar nicht ans öffentliche Stromnetz angeschlossen sind. Selbst Lebensmittelgeschäfte gibt es nur noch vereinzelt in den am stärksten betroffenen Orten, selbst für Einkäufe des täglichen Bedarfs müssen lange Wege, einfache Fahrt bis zu 40 Minuten, eingeplant werden.
Kaum zu glauben, aber in diesem Zustand leben die Menschen nun schon 23 Monate!
Bei diesem Einsatz waren 17 Schüler aus den Gewerken Elektroniker, Anlagenmechaniker und Tischler dabei. Leider konnten wir nicht allen 70 Personen, die sich im Vorfeld gemeldet und um Hilfe gebeten hatten, helfen. Zum Teil arbeiteten die Teams 12 Stunden am Tag und so konnten wir einigen Menschen etwas weiterhelfen.
Nach zwei Jahren wieder eine funktionierende Lampe im Flur und die Hausbesitzerin hatte Tränen in den Augen. Wir erlebten sehr bewegende Momente mit Menschen, die zum Glück bis jetzt noch nicht aufgegeben haben.
Bei diesem Aufenthalt haben zwar einige der Schüler ihre Komfortzone verlassen, aber alle waren hochmotiviert und mit vollem Einsatz bei der Sache. Wir übernachteten in Zelten auf Feldbetten, auf dem Gelände des Vereins Arche, die uns auch verpflegten. In den vielen Gesprächen mit den Betroffenen haben alle gemerkt, dass jeder seine eigene unglaubliche Geschichte hat und gerne darüber erzählt. Am Abend saßen wir dann am Lagerfeuer direkt am idyllischen Ahr-Ufer und reflektierten den Tag.
Es wird noch Jahre dauern, bis die Schäden der Katastrophe, zumindest an den Gebäuden und der Infrastruktur, behoben sind und die Menschen ein „normales“ Leben leben können. Wir sollen allen, die wir sehen, sagen: Vergesst die Menschen im Ahrtal nicht!
Auch möchten wir uns bei allen bedanken, die uns diesen Einsatz möglich gemacht haben:
Die Kreishandwerkerschaft GG, der Schreinerei Feldmann, Sanitär-Heizung Firma Blaskowitz GmbH und Karl-Heinz/Martin Klein GmbH.
Christoph Krekel
Bereichsleitung Berufsschule Technik