KREIS GROSS-GERAU - (rhs). Ihren Berufswunsch hatte Tabarek Mandeli bei der Flucht nach Deutschland mit im Gepäck. Nun ist sie der Erfüllung ein Stück näher gekommen – dank eines Praktikums in der Kreisklinik Groß-Gerau. Wie ein Sprecher des Kreises mitteilt, hat ihr die Arbeit auf der Station der Unfallchirurgie/Orthopädie so viel Freude bereitet, dass sie jetzt mit etwas Ungeduld das Ende ihrer Schulzeit herbeisehnt. Denn dann kann sie sich zur Krankenschwester ausbilden lassen.
Seit Oktober 2015 ist Tabarek Mandeli in Deutschland. Mit einer Schwester, einem Bruder und der Mutter ist sie aus dem Irak geflohen, heute lebt sie in Trebur. Trotz der kurzen Zeit spricht sie erstaunlich gutes Deutsch. „Verblüffend, wie schnell sie die Sprache gelernt hat“, sagt Katy Kuon, die Pflegedirektorin der Kreisklinik. Die junge Frau nutzte die Ferien, um für zweieinhalb Wochen das Praktikum zu absolvieren. Aktuell besucht sie eine Sprachklasse für Sechzehn- bis Achtzehnjährige.
Über Kristine Nadler von der Flüchtlingshilfe Trebur wurde der Kontakt zur Klinik geknüpft. Die positive Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Wir haben ihr das Praktikum gern ermöglicht“, sagt Kuon. Der Wille, zu lernen und sich weiterzuentwickeln, sei bei der jungen Frau unglaublich stark, fügt sie hinzu. Nicht nur mit ihren Deutschkenntnissen, angeeignet im Sprachkurs und im Internet, habe sie gleich zu Beginn das gesamte Personal beeindruckt.
Und sie hat tüchtig mit angepackt. Denn zu tun gibt es gerade auf einer Station der Akutversorgung jede Menge. Sie kontrollierte bei Patienten zum Beispiel die Blutzuckerwerte, half mit in der täglichen Pflege, brachte Patienten zu Untersuchungen im Haus – und vieles mehr. Ein offenes Ohr für die Menschen, die hier behandelt werden, hatte sie zudem. Dass Krankenpflege ein abwechslungsreicher und anspruchsvoller Beruf ist, erfuhr sie im Praktikum natürlich auch. „Das gefällt mir gut“, sagt Tabarek Mandeli. Und sie hat ihre Sache sehr gut gemacht. Pflegedirektorin Kuon, die Stationsschwestern und Ärzte stellten ihr ein glänzendes Zeugnis aus und bedankten sich mit einem Abschiedsgeschenk.
Dabei war es gar kein richtiger Abschied. Denn die Siebzehnjährige hat nun die Aussicht auf einen krisenfesten Job. Sie sei „ein Glücksgriff“ gewesen, berichtet Stationsleiterin Sylvia Pawlik, habe vorbildlich gearbeitet und sehr viel Engagement bewiesen.
Tabarek Mandeli möchte, wie sie sagt, so schnell wie möglich Sprachkurs und Schule abschließen, um „meine Ausbildung als Krankenschwester zu beginnen“. Mit dem Realschulabschluss in der Tasche könnte dies gelingen. „Die Kreisklinik verfügt schließlich über eine eigene Krankenpflegeschule mit Ausbildungsplätzen für die Gesundheits- und Krankenpflege“, sagt Kuon.
Groß-Gerauer Echo
16.09.2016
rhs