„Selbstbewusstes Auftreten ist wichtig"

BERUFLICHE SCHULEN Der kommende Abiturjahrgang informiert sich über Studium und duale Ausbildung

Schüler des Beruflichen Gymnasiums Gross-Gerau hatten Gelegenheit, sich im Rahmen einer Berufs- und Studienorientierungswoche über verschiedene Berufsfelder zu informieren. Der Zwölftklässler Marvin (vorn) mach sich zum Dualen Studium und zu Ausbildungsmöglichkeiten bei der Gross-Gerauer Kreissparkasse schlau. Foto: Alexander Heimann/Vollformat

GROSS-GERAU - In der letzten Unterrichtswoche vor den Sommerferien konnten Schüler der Jahrgangsstufe 12 des gymnasialen Zweigs an den Beruflichen Schulen Groß-Gerau (BSGG) mit Vertretern von Universitäten, Fachhochschulen sowie Unternehmen ins Gespräch kommen, um sich über den eigenen Weg in die berufliche Zukunft klar zu werden. „Berufsorientierung spielt bei uns eine große Rolle. Der Praxisbezug ist ja auch im Unterricht gegeben, bringen wir Lehrer doch meist Vorerfahrung aus anderen Berufen mit“, sagte Susanne Viebrock, Fachbereichsleiterin Mathematik.

Architekten, Ingenieure oder Bankkaufleute, die später ein Lehrerstudium draufsattelten, garantieren an den BSGG für die derzeit 90 Schüler des Abiturjahrgangs engen Praxisbezug. „Unser Abitur ist gleichbedeutend mit dem Abitur anderer Schulen – allein die Praxisnähe ist größer“, betonte Viebrock.

Firmen und Unis geben Auskunft

Ob Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung, Umwelttechnik oder Technische Informatik, jetzt hatten die Abiturienten 2017 die Chance, Vorträge aus der Studien- und Berufswelt zu hören und Fragen zu stellen. Die Firmen Merck, Evonik sowie die Kreissparkasse waren vertreten, informierten zur dualen Ausbildung sowie Weiterbildungen, Berater der Frankfurter Goethe-Universität, der Technischen Universität Darmstadt, der Gutenberg-Universität Mainz sowie der Hochschulen Darmstadt und Rhein-Main gaben Auskunft zu Studiengängen.

Gut kamen Referate von ehemaligen Schülern der BSGG an, die ihren Ausbildungs- und Berufsweg schilderten und unterstrichen, dass die Beruflichen Schulen ihnen den Weg ins Berufsleben geebnet hätten. „Ich habe mein Abi mit 2,0 bestanden, aber als es um Bewerbungen ging, hatte ich die Nase vorn und habe Einser-Abiturienten, die meinten, sie hätten den Job schon sicher, durchfallen sehen“, schilderte Oliver Wenner (22) seine Erfahrungen. 2014 begann er die Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Volksbank Südhessen und ist im dritten Lehrjahr. „Ich wollte eigenes Geld verdienen, studieren geht ja später noch“, sagte Wenner. Begleitet von BSGG-Lehrer Steffen Beck, der früher „Banker“ war, wie er sagte, doch nun voller Enthusiasmus unterrichtet, schilderte Wenner, worauf es bei Bewerbungen und im Berufsalltag ankommt. „Unentschuldigte Fehlzeiten solltet Ihr unbedingt vermeiden. Wenn Chefs sehen, dass auf Euch kein Verlass ist, habt Ihr verloren. Und bevor Ihr Euch vorstellt: Macht Euch über die Firmenphilosophie schlau, schlagt Daten und Fakten nach, damit deutlich wird, dass Euch das Unternehmen interessiert“, gab Wenner Tipps. Klar, manches im Berufsalltag sei langweiliger, anderes mache Spaß. „Für mich ist das der Kundenkontakt. Jetzt, im dritten Lehrjahr, kann ich schon manches selbständig übernehmen.“

Viele Zuhörer hatte auch Emine Barcin (22), die 2015 an den BSGG Abitur machte und Wirtschaftsmathematik studiert. Die Riedstädterin lebt im Studentenwohnheim in Friedberg, wo ein Standort der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) angesiedelt ist. „Falls Ihr studieren wollt, empfehle ich Euch, in ein Studentenwohnheim zu ziehen. Bei uns gibt es 92 Appartements und man kommt mit Leuten vieler Fachrichtungen zusammen, hilft einander auch“, legte Barcin dar. Nur 25 Prozent Frauen seien an der Technischen Hochschule. „Selbstbewusstes Auftreten ist wichtig.“

Entscheidender Unterschied zum schulischen Lernen sei – so Barcin – die Selbstorganisation: „Du musst Dein Pensum strukturieren, musst gut organisiert sein, sonst schaffst Du es nicht. Ich denke, die Zahl der Studienabbrecher ist so hoch, weil sich viele verschätzen. Sie lernen kurz vor den Prüfungen, aber das reicht nicht.“ Mit Bachelor- und Masterabschluss stünden dem Wirtschaftsmathematiker viele gut dotierte Berufe offen, ermunterte sie zum Studium.

Groß-Gerauer Echo

18.07.2016

Charlotte Martin

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