Sprache ist der Schlüssel

Podiumsdiskussion zur Flüchtlings-Integration. Verantwortung für InteA bei Vermittlung von Deutschkenntnissen als zentralem Integrationsaspekt.

Mit den vor allem im Jahr 2015 rapide angestiegenen Flüchtlingszahlen ist an den Beruflichen Schulen Groß-Gerau auch der Bereich „Integration und Abschluss“ (InteA) deutlich gewachsen. In mittlerweile neun Klassen werden im Rahmen des Programms jugendliche Flüchtlinge aus unterschiedlichsten Ländern intensiv in Deutsch und anderen Basisfächern unterrichtet. Nicht zuletzt die hohe Zahl von Schülern war für Schulleiter Martin Gonnermann der Anlass, um am Tag der offenen Tür mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und Förderprojekten über Chancen und Herausforderungen der Integration diskutieren zu lassen. Kernbotschaft der von InteA-Fachbereichsleiter Alexander Röllig moderierten Runde: Der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration ist das Beherrschen der deutschen Sprache.

 

„Unsere Gesellschaft schafft das“, sagte der erste Kreisbeigeordnete, Walter Astheimer (Bündnis90/Die Grünen). Gerade bei jungen Menschen sei der entscheidende Ansatz aber in der Tat die Sprache: „Nur ein ganz kleiner Teil der Menschen kann direkt in den Arbeitsmarkt.“ Ohne Schulbildung, ohne Sprachkenntnisse sei darauf kein Gedanke zu verwenden. „Mein Dank geht an die Schule, die das sehr gut macht“, lobte der Kreispolitiker.

 

Bereitschaft zur Integration wird erwartet

Groß-Geraus Bürgermeister Stephan Sauer (CDU) ist insgesamt ebenfalls optimistisch. Sauer hob zunächst die große Hilfsbereitschaft der Menschen in Groß-Gerau hervor. Auch im operativen politischen Geschäft zögen alle Parteien an einem Strang, beispielsweise bei der Schaffung und der Bereitstellung von adäquatem Wohnraum. Sauer erwartet von den Flüchtlingen aber auch die Bereitschaft, sich eingliedern zu wollen, und schränkt ein: „Wir werden nicht alle integrieren können.“ Einige Flüchtlinge hätten auch für sich selbst erkannt, dass sie nicht hierher passten.

 

Ralf Stettner, Abteilungsleiter beim Regierungspräsidium (RP) Gießen und zuständig für das im Jahr 2015 ebenfalls massiv vergrößerte Gießener Erstaufnahmelager, unterscheidet ebenfalls: Es gebe Flüchtlinge mit Bleibeperspektive, und diese gehörten zu Deutschlands Zukunft. Für diejenigen aber, die nicht in Deutschland bleiben könnten, werde man in Zukunft die Rückführungsberatung verstärken.

 

Ausbildungsanforderungen in Deutschland hoch

Deutschkenntnisse sind für Dogan Yilmaz vom Projekt „Wirtschaft integriert“ auch bei der Qualifikation von Flüchtlingen für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt der Schlüssel zum Erfolg. „Wirtschaft integriert“ testet die Bewerber für seine Qualifizierungsprogramme selbst. Anfangs habe es schlicht zu viele Zertifikate und keine einheitliche Einstufung der Leistungen in Deutsch gegeben. „Wir benötigen einen Sprachstand von A2 bis B1. Das war schwer“, räumt Yilmaz im Hinblick auf die geforderte Qualifikation ein. Zudem dürfe nicht übersehen werden, dass die Ausbildungsanforderungen in Deutschland generell höher seien, als in den meisten Herkunftsländern der Flüchtlinge. Es müsse unter anderem auch darüber nachgedacht werden, wie junge Flüchtlinge davon überzeugt werden könnten, sich in Berufen ausbilden zu lassen, die als weniger attraktiv gelten.

 

Und die Zukunft? Nachdem das Jahr 2015 der „Ausnahmezustand“ gewesen sei, gehe es mittlerweile vorrangig um die Schaffung und Stabilisierung von Integrationsstrukturen, sagt RP-Abteilungsleiter Stettner. Wie sich die Flüchtlingsströme in den kommenden Jahren entwickeln werden, dazu mag er keine Prognose abgeben. „Wir können nicht hellsehen.“ Perspektivisch sei es so, dass die Flüchtlingszahlen aus Afrika und dem Nahen Osten vermutlich zunehmen werden. Es scheint also, als werde InteA noch eine ganze Weile im Schulbetrieb gefordert bleiben.

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