Thema Integration beim Infotag der Beruflichen Schulen

Wenn eine Schule zum Tag der offenen Tür einlädt, geht es längst nicht mehr ausschließlich darum, das Bildungsprogramm zu präsentieren.

Beim Infotag der Beruflichen Schulen Groß-Gerau sind Azubis im Friseurhandwerk beim Stylen zu sehen – hier wird Katharina Rosskamp von Linda Hitzel geschminkt. Foto: Vollformat/Alexander Heimann

Beim Infotag der Beruflichen Schulen Groß-Gerau (BSGG) gab es neben der Vorstellung der Schulzweige und Lehrangebote ein zentrales Thema: Integration.

„Mir ist wichtig, dass sie nicht nur sehen, was wir machen. Entscheidend ist für mich, wie wir die Dinge machen und warum“, sagte Schulleiter Martin Gonnermann zur Begrüßung. Die Schule habe das Ziel, Wissen und Kompetenzen zu vermitteln, aber auch dafür zu sorgen, dass die Schüler eigene Triebfedern entwickeln. Und nicht zuletzt wolle man Werte vermitteln.

Welche Rolle einer Schule bei der Wertevermittlung zukommt, wurde bei einer Podiumsdiskussion deutlich, bei der es um das Thema Integration ging. In neun Klassen werden an den BSGG Flüchtlinge unterrichtet, ein Angebot im Rahmen des Programms „Integration und Abschluss“ (InteA), das vom hessischen Kultusministerium aufgelegt wurde, um jungen Menschen ab 16 Jahren zu ermöglichen, Grundkenntnisse in Deutsch zu erwerben, um so letztlich Zugang zur Ausbildungs- und Berufswelt zu bekommen. Im Rahmen der Flüchtlingswelle seien 4300 Menschen in den Kreis Groß-Gerau gekommen, darunter rund 700 schulpflichtige Jugendliche, erklärte der Erste Kreisbeigeordnete Walter Astheimer, der selbst rund 25 Jahre als Berufsschullehrer tätig war.

Die große Herausforderung sei die Integration der Menschen, die in Deutschland bleiben wollen und auch dürfen. Und Integration setze Sprachkenntnisse voraus. Diese vermittle die Schule und über die Sprache auch die Werte. „Wie bekomme ich Menschen in Ausbildung“ – diese Frage formulierte Groß-Geraus Bürgermeister Stefan Sauer, für den dieser Aspekt die Erfolgsaussichten von Integration mitbestimmt.

Dogan Yilmaz vom Bildungswerk „Wirtschaft integriert“ erläuterte, dass viele Flüchtlinge ohne Schul- oder Berufsausbildung nach Deutschland gekommen seien. Dementsprechend schwierig gestaltet sich die Vorbereitung, um sie beruflich fortzubilden. Ralf Stettner von der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung (HEAE) gab zu bedenken, dass das Ausbildungsniveau andernorts in der Regel nicht mit dem deutschen zu vergleichen sei.

Wie dieses hohe Niveau aussieht und welchen Beitrag die BSGG dabei leisten, konnten interessierte Schüler anderer Schulen und Eltern beim Tag der offenen Tür „live“ erleben. Bei zahlreichen Vorführungen, etwa in der Pausenhalle, und der Möglichkeit, reguläre Unterrichtsstunden zu besuchen, boten sich diverse Möglichkeiten, sich über die Angebote der Schule zu informieren. Dieses Informationsangebot wurde ausgiebig genutzt, wie Uwe Homm feststellte, der ein Projekt aus dem Bereich „Technische Informatik“ des Beruflichen Gymnasiums betreute. Es sei ein echter Mehrwert, sich mit den Lehrern und Ausbildern austauschen zu können, meinte Maike Luther-Nau, die mit ihrem fünfzehnjährigen Sohn den Informationstag nutzte.

Nicht nur Mathe, auch kreative Projekte

„Wir möchten zeigen, was an der Schule alles möglich ist. Dass wir kreative Projekte machen und nicht nur Mathe und Deutsch“, sagte Zheinab Ghazal, die im zweiten Lehrjahr ihrer Friseurausbildung ist und eine Präsentation ihrer Mitschülerinnen im Eingangsbereich der BSGG für die Gäste moderierte.

Die BSGG bilden in den Bereichen berufsqualifizierende Bildungsgänge, studienqualifizierende Bildungsgänge sowie in der Landesstelle Hessen für gewerbliche Berufsförderung in Entwicklungsländern aus. Rund 2700 Schüler werden an den BSGG unterrichtet.

Groß-Gerauer Echo, 13.02.2017, von Mirko Stepan

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